Definition des Stoizismus

Die Stoizismus-Definition

Wie Du mit nur einem Satz einfach sagen kannst, was Stoizismus ist

Googelt man „Definition Stoizismus“ erscheinen fast 300.000 Treffer.

Man ertrinkt in einem Meer aus Informationen.

Deshalb habe ich hier kompakt aufgeschrieben, was Stoizismus umfasst.

Und am Ende verrate ich Dir meine Ein-Satz-Stoizismus-Definition. Also lies bis zum Schluss. 😉

Als ich anfing, mich für Stoizismus zu interessieren, hatte mir Definitionen und klare Eckpunkte gewünscht, doch die hat es so nicht gegeben. Viele Treffer mit Netz haben mich verwirrt und eher abgeschreckt.

Ich habe mir Bücher von Wissenschaftlern, Beratern, Journalisten und Forschern gekauft, weil ich den Stoizismus erklärt bekommen wollte.

Beim Lesen habe ich schnell drei Dinge gemerkt.

1. Einheitliche und immer gültige Stoizismus-Definition gibt es nicht.

2. Dass es sie nicht gibt, ist eine wunderbare Sache.

und

3. Trotz dessen lässt sich auf einfache Weise sagen, was unter Stoizismus verstanden werden kann.

Aber der Reihe nach. 😉

Um zu verstehen, was Stoizismus ist, hilft es zu wissen, was Stoizismus nicht ist. So ergeben sich vier aufschlussreiche Einsichten, die uns einer Antwort näherbringen.

Stoizismus ist keine Theorie

Anders als beispielsweise der Marxismus ist Stoizismus kein geschlossenes ideologisches Gedankengebäude, das die Welterklärung zum Ziel hat.  

Stoizismus ist keine Religion

Es gibt keinen Gott, keine Gebete, Glaubenssätze oder Symbole im Stoizismus: weder eine Heilige Schrift noch Rituale oder übernatürlichen Wesen.

Stoizismus ist keine Wissenschaft

Um ein besseres Verständnis für den menschlichen Geist und für sein Verhalten zu bekommen, erforscht die Psychologie u.a. Gedanken, Emotionen, Wahrnehmung, kognitive Prozesse und Entwicklungsstufen. Sie stellt Theorien auf, führt Beobachtungen und Experimente durch, um zu Ergebnissen zu gelangen. Stoizismus tut nichts dergleichen.

Stoizismus ist demnach keine Wissenschaft. Nicht Wahrheit ist das Ziel des Stoizismus, sondern ein gutes Leben. Insofern produziert Stoizismus auch kein Wissen, das sich objektiv überprüfen ließe, sondern er strebt nach Erkenntnis. (Was genau das ist, schauen wir uns später an.)

Stoizismus ist (k)eine eigene Philosophie

Die Stoiker haben sich als Philosophen verstanden, daher ist Stoizismus und Philosophie für sie ein und dasselbe gewesen, die „Liebe zur Weisheit“.

Also können wir sagen: Stoiker sind Philosophen, und Stoizismus ist Philosophie. Besonders macht den Stoizismus jedoch der starke Praxisbezug, der in der Antike gängig war, in der modernen Philosophie nicht mehr zwingend.     

Lass Dich dadurch nicht verwirren. Es wird im Verlauf klarer. 🙂

Warum heißt Stoizismus Stoizismus?

Der Name „Stoizismus“ leitet sich vom Stoa Poikile ab, was „bemalte Säulenhalle“ bedeutet und ein öffentlicher Ort in Athen war, an dem sich Zenon und seine Schüler trafen und philosophierten. Zenon von Kition aus Zypern gilt als Gründer dieses Philosophenkreises, der im 3. Jahrhundert v. Chr. entstand.

Dieses alte Athen ist die Wiege unserer Kultur. Wie wir heute denken, reden, rechnen und leben, wie wir die Welt sehen, vieles davon lässt sich bis ins antike Griechenland zurückverfolgen. 

Aber das ist alles mehr als 2000 Jahre her.

Denken wir heute an Philosophen, denken wir meist an Menschen, die grübelnd dicke Bücher schreiben.

Damals wurde auf Marktplätzen philosophiert, inmitten der Menschen und des ganz alltäglichen Lebens. Es wurde gesprochen und diskutiert, weit weniger geschrieben. Auch deshalb gibt es fast keine Schriften dieser ersten griechischen Stoiker mehr.

Gut 300 Jahre später wurden die Ideen der frühen griechischen Stoiker wieder aufgenommen, erneuert und weiterentwickelt – und zwar in Rom. 

Falls Du gerade erst anfängst, Dich für Stoizismus zu interessieren: Die wichtigsten stoischen Philosophen heißen Seneca, Epiktet und Marcus Aurelius.

Bis hierhin reicht es für uns zu verstehen, dass fast alles, was wir heute unter Stoizismus verstehen auf die Schriften dieser drei ungleichen Männer aus dem Römischen Reich zurückgeht: auf einen Schriftsteller, einen Redner und Politikberater (Seneca), einen Sklaven (Epiktet) und einen Kaiser (Marcus).

Es handelt sich dabei um Briefe, Notizen, kurze Abhandlungen, Tagebücher und um Gedankensplitter, die zusammengenommen ein Bild ergeben, was Stoizismus ausmacht.

Was kannst Du die Kernelemente des Stoizismus definieren?

Es sind eine Reihe von Überzeugungen, die das Fundament des Stoizismus bilden, auf dem alle weiteren Ideen, Gedanken und Anleitungen für ein gutes Leben aufbauen.

Schauen wir uns diese Kernelemente kurz an.

1. Moral und Ethik

Die Stoiker legten großen Wert auf Tugendhaftigkeit und das Streben nach Integrität. Ein einwandfreies, vorbildliches und gemäß den eigenen Grundsätzen gelebtes selbstbestimmtes Leben, war das Ziel. Aus ihren Überlegungen dazu erkannten sie vier Haupttugenden, mit denen dieser Anspruch erfüllt wird: Weisheit, Mut, Gerechtigkeit und Disziplin (bzw. Mäßigung oder Selbstbeherrschung).

2. Logik und Vernunft

Die Stoiker betonten die Bedeutung des Verstands sowie der rationalen Denkweise. Sie gingen davon aus, dass man durch Logik und Vernunft innere Klarheit, Gelassenheit und Seelenruhe erreichen kann.

3. Natur und Kosmos

Stoiker lehrten, dass Menschen Teil eines größeren natürlichen Kosmos sind und dass sie in Einklang mit der Natur und in der Gemeinschaft mit anderen leben sollten. 

4. Praxis, Praxis, Praxis

Stoiker halten Überlegungen, die im luftleeren Raum stattfinden, die nicht mit dem konkreten Leben und dessen Herausforderungen verbunden sind, für nutzlos.

Praktische Lebensweisheiten zu formulieren und Werkzeuge zur Bewältigung von Herausforderungen anzubieten, kennzeichnet daher die stoische Philosophie – und macht sie einzigartig.

Stoizismus-Definition in einem Satz

Wenn Du nun in wenigen Worten erklären müsstest, was Stoizismus ist, dann biete ich Dir meine Ein-Satz-Definition an.

Für mich ist Stoizismus das erfüllende ewige Streben nach einem tugendhaften, rationalen Leben im Einklang mit der Natur, das sich nur in der Alltags-Praxis – also im Leben selbst – zeigt, beweist und entwickelt.

Ein ewiges Streben deshalb, weil das Ziel der vollständigen Weisheit für uns Menschen als so fehlerhafte Wesen schlichtweg unerreichbar bleibt.

Erfüllend deshalb, weil Stoiker – auch aus diesem Grund – Freude und Gelassenheit im Prozess selbst finden, dieses Ziel anzustreben, nicht in der Erreichung des Ziels.

Ich gebe zu: das ist (noch) reichlich abstrakt.

Einerseits.

Andererseits:

Kann man tatsächlich erwarten, dass sich philosophische Definitionen lesen lassen wie ein Mickey-Maus-Heft?

Ich empfehle Dir, hier weiterzulesen, um alles über die stoischen Prinzipien zu erfahren.

Du wirst sehen, dass Dir viele stoische Weisheiten auf eine gewisse Weise bereits vertraut vorkommen dürften.

Das liegt auch daran, dass der Stoizismus mit seinen Überzeugungen, Zielen und Grundannahmen Schnittmengen mit dem Buddhismus, Christentum, Islam oder dem Taoismus hat. Auch auf die kognitive Verhaltenstherapie hat der Stoizismus Einfluss sowie auf eine Reihe weiterer eher spiritueller und religiöser Denkrichtungen, was hier aber zu weit führen würde.

Kurz und knapp: Stoizismus ist präsent, stoische Ideen finden sich vielerorts, aber sie zu einer Lebensphilosophie zu verbinden, findet man aber eher selten oder leider nur bruchstückhaft.

Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

Lust auf mehr Stoizismus?

Stoische Gelassenheit to go

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert