Wer waren die Stoiker? Wie kann man ein Stoiker sein? Und was ist Stoizismus überhaupt? Im Folgenden beantworten wir Dir alle diese Fragen und noch viel mehr. Damit wirst Du all das Wissen an die Hand bekommen, das Du brauchst, um Deinen stoischen Weg zu beginnen.
Starten wollen wir aber anders. Denn sicherlich fragst Du Dich als allererstes, was Dir dieser Stoizismus überhaupt konkret bringt. Auf welche Art die alten Weisheiten kluger Griechen und Römer Dir heutzutage nützlich sein können. Wieso es überhaupt so etwas wie eine Philosophie braucht, um ein gutes Leben zu führen.
Und all diese Fragen sind sehr berechtigt.
Denn klar ist: Dein Kühlschrank füllt sich nicht automatisch, wenn Du Stoiker wirst. Die Beziehung zu Deiner Partnerin oder Deinem Partner verändert sich nicht allein dadurch, dass Du Seneca liest. Deine Schulden werden nicht weniger, Deine Eltern nicht verständnisvoller, Dein Chef nicht rücksichtsvoller.
Kurzum: Alles um Dich herum bleibt, wie es ist – und doch wird sich JEDER Bereich Deines Lebens dramatisch verbessern, wenn Du Dir den Stoizismus als Grundlage Deiner Lebensphilosophie aneignest.
Klingt paradox? Stimmt, aber das ist es nur scheinbar.
Denn der Stoizismus löst nicht nur EIN Problem. Er löst alle. Und das auf einmal. Denn er setzt grundsätzlich an. Beim Denken. Er verändert, wie Du die Welt wahrnimmst. Dadurch verändert sich Dein Handeln und Verhalten. Das Resultat ist mehr Erfolg im Leben.
Du änderst also die Art und Weise, wie Du die Welt siehst. Dann ändert sich auch die Art und Weise, wie Du Dein Leben gestaltest. Das hat zur Folge, dass Du bessere Ergebnisse in ALLEN Lebensbereichen erzielen wirst.
Klarheit, innere Ruhe und ausgeglichene Gelassenheit leiten Dein Handeln und Verhalten an. Als sichere Leitplanken in dunklen wie in hellen Zeiten dienen Dir die vier stoischen Tugenden Mut, Gerechtigkeit, Mäßigung und Weisheit. Die positiven Ergebnisse folgen zwangsläufig.
Es ist (theoretisch) ganz einfach. 😉
„Sehr wenig wird benötigt, um ein glückliches Leben zu führen; es ist alles in dir selbst, in deiner Denkweise.“
Marcus Aurelius
Jeder kann jeder Zeit stoischer werden – nur beginnen musst Du selbst.
Die Anfänge des Stoizismus
Der Stoizismus hat eine lange Geschichte, die fasziniert.
Die Anfänge des Stoizismus lassen sich auf die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. in Athen, Griechenland, zurückverfolgen. Der Begründer der stoischen Schule war Zenon von Kition, ein phönizischer Philosoph, der um 334 v. Chr. geboren wurde. Zenon kam nach Athen, um zu studieren. Beeinflusst wurde er von verschiedenen Philosophen, darunter Kyniker, Megariker und Platoniker.
Um 301 v. Chr. gründete Zenon seine eigene Schule, die als „Stoa Poikile“ oder „Bemalte Halle“ bekannt war, benannt nach dem Ort, an dem die Schule ihre Sitzungen abhielt. Die Stoische Schule zog viele Schüler an, darunter auch bedeutende Philosophen wie Chrysippus, der später als der zweite Hauptvertreter des Stoizismus galt.
Zenon und seine Nachfolger entwickelten die Lehren des Stoizismus weiter und legten die Grundlagen für die philosophische Denkrichtung. Der Stoizismus wurde zunächst als eine Art praktische Philosophie betrachtet, die den Schwerpunkt auf die Lebensführung und ethische Prinzipien legte, um ein gutes Leben zu führen. In späteren Jahrhunderten entwickelte sich der Stoizismus jedoch zu einer umfassenden philosophischen Schule, die auch die Logik und die Naturphilosophie umfasste.
Die frühen Stoiker legten besonderen Wert auf die Idee der „Vernunft“ als Leitprinzip für das menschliche Handeln. Sie betrachteten die Vernunft als eine universelle und göttliche Kraft, die den Kosmos durchdringt und die Struktur und Ordnung des Universums bestimmt. Der Mensch sollte sich der Vernunft unterordnen und in Übereinstimmung mit ihr leben, um inneren Frieden und Glückseligkeit zu erlangen.
Die Stoiker betonten auch die Idee der „Apathie“ oder „Gleichmut“. Dies bedeutet nicht, dass man emotionslos sein soll, sondern dass man seine Emotionen durch die Anwendung der Vernunft kontrolliert und in Einklang mit der Natur bringt. Dadurch soll man sich von den Leidenschaften und den Wirren des Lebens nicht überwältigen lassen.
Mit der Verbreitung des Römischen Reiches gewann der Stoizismus immer mehr Anhänger, da er sich gut in die römische Lebensweise und das Militärdenken integrierte. Stoische Philosophen wie Seneca, Epiktet und der römische Kaiser Marcus Aurelius trugen dazu bei, dass der Stoizismus im Römischen Reich weit verbreitet wurde und einen großen Einfluss auf die damalige Gesellschaft hatte.
Obwohl die stoische Schule ihre Blütezeit in der Antike hatte, überdauerten ihre Ideen die Jahrhunderte und beeinflussten auch die Entwicklung der christlichen Ethik und der mittelalterlichen Philosophie, später auch der Psychologie. Heutzutage erlebt der Stoizismus, wie bereits erwähnt, eine Wiederbelebung und erfreut sich wachsender Beliebtheit als praktische Philosophie für das moderne Leben.
Wer waren die stoischen Philosophen?
Um die stoische Philosophie zu verstehen, ist es wichtig ihre zentralen Vertreter kennenzulernen, ihre Lebensumstände, ihr Wirken. Für den Anfang genügt es, drei Männer – die ganz unterschiedliche Herkunft waren – zu betrachten.
Marcus Aurelius, Seneca und Epiktet haben uns die wichtigsten stoischen Texte hinterlassen. Die meisten der vielen stoischen Zitate, die Du auf Postkarten oder in Stories auf Deinem Smartphone liest, stammen von diesen drei Herren. Ihre Lebenswerke und Lebensweisen sind einzigartig.
Marcus Aurelius
Marcus Aurelius war ein römischer Kaiser, der von 161 bis 180 n. Chr. regierte. Er gehört zu den bekanntesten Vertretern der Stoischen Philosophie und wird oft als „der Philosophenkaiser“ bezeichnet. Marcus Aurelius wurde am 26. April 121 n. Chr. in Rom als Marcus Annius Verus geboren. Seine Mutter war eine Nichte von Kaiser Hadrian, was ihm einen privilegierten Stand in der römischen Gesellschaft verschaffte.
Im Jahr 138 n. Chr. wurde Marcus Aurelius vom damaligen Kaiser Hadrian adoptiert und nahm daraufhin den Namen Marcus Aelius Aurelius Verus Caesar an. Nach dem Tod von Hadrian wurde Antoninus Pius der nächste römische Kaiser. Marcus heiratete Pius‘ Tochter Faustina und wurde zum designierten Thronfolger ernannt. Nach dem Tod von Antoninus Pius im Jahr 161 n. Chr. bestieg Marcus Aurelius schließlich den römischen Kaiserthron.
Während seiner Herrschaft musste Marcus Aurelius mit zahlreichen Herausforderungen und Bedrohungen umgehen, darunter Kriege und Aufstände an den Rändern des Römischen Reiches. Den Großteil seiner Regentschaft verbrachte er auf Feldzügen, um die Grenzen des Reiches zu sichern und zu verteidigen.
Neben seinen Pflichten als Kriegsherr war Marcus Aurelius jedoch auch ein hochgebildeter Mann und sehr interessiert an der Philosophie, insbesondere am Stoizismus. Er war ein Schüler des Stoikers Junius Rusticus und ein Bewunderer der Lehren Epiktets und Senecas. Seine philosophischen Überlegungen und Reflexionen über das Leben, die Moral und die menschliche Natur wurden in seinem berühmten Werk „Selbstbetrachtungen“ festgehalten, das oft als eines der bedeutendsten Werke der stoischen Philosophie betrachtet wird.
In den „Selbstbetrachtungen“ drückte Marcus Aurelius seine persönlichen Gedanken und Prinzipien aus, wie etwa die Akzeptanz des Schicksals, die innere Ruhe durch die Kontrolle der eigenen Gedanken und die Bedeutung der Tugend als Schlüssel zum Glück. Seine philosophischen Betrachtungen zeigen eine bemerkenswerte Verbindung zwischen seiner politischen Führungsrolle und seiner stoischen Lebensphilosophie.
Marcus Aurelius starb am 17. März 180 n. Chr. während eines Feldzugs im heutigen Österreich. Seine Herrschaft und sein philosophisches Erbe haben jedoch die Jahrhunderte überdauert und inspirieren bis heute Menschen auf der ganzen Welt. Seine „Selbstbetrachtungen“ sind ein zeitloses Werk, das einen Einblick in die Gedankenwelt des römischen Kaisers und Philosophen gibt und immer noch von vielen als eine Quelle der Weisheit, des Trostes und der Sinngebung geschätzt wird.
Seneca
„Nicht weil es schwer ist, wagen wir es nicht,
sondern weil wir es nicht wagen,
ist es schwer.“
Seneca, vollständiger Name Lucius Annaeus Seneca, war ein römischer Philosoph, Dramatiker, Rhetoriker und Staatsmann, der im ersten Jahrhundert n. Chr. lebte. Er gehört zu den bekanntesten Vertretern der stoischen Philosophie und gilt als einer der bedeutendsten Denker seiner Zeit.
Seneca wurde vermutlich im Jahr 4 v. Chr. in Corduba (im heutigen Córdoba, Spanien) geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden römischen Familie und wurde in Rom erzogen und ausgebildet. Schon früh erhielt er eine umfassende Bildung in Rhetorik, Philosophie, Literatur und Politik.
Als junger Mann machte Seneca schnell Karriere und wurde ein bekannter Rhetoriker. Er arbeitete als Anwalt und Redner und erlangte Einfluss am römischen Hof. Sein Aufstieg in der Politik führte dazu, dass er in den Dienst des Kaisers Nero trat, der zu dieser Zeit noch ein junger Herrscher war.
Trotz seiner politischen Karriere zog sich Seneca häufig zurück, um sich der Philosophie zu widmen. Er war stark von der stoischen Philosophie beeinflusst und glaubte an die Ideen von innerer Ruhe, Selbstbeherrschung und der Suche nach tugendhaftem Leben. In seinen Schriften, darunter Briefe und Essays, betonte er die Bedeutung der Vernunft, des Gleichmuts und der Tugend für das menschliche Glück.
Als Berater und Lehrer von Nero versuchte Seneca, auf den jungen Kaiser einen positiven Einfluss auszuüben, aber die Beziehung zwischen ihnen war schwierig. Obwohl Seneca versuchte, Nero zu mäßigen und ihn zu einem gerechten Herrscher zu erziehen, blieb Nero ein unberechenbarer und tyrannischer Herrscher. Im Jahr 65 n. Chr. geriet Seneca in eine Verschwörung, die darauf abzielte, Nero zu stürzen. Die Verschwörung scheiterte, und Seneca wurde beschuldigt, daran beteiligt gewesen zu sein. Um einer drohenden Hinrichtung zu entgehen, beging er auf Neros Wunsch freiwillig Selbstmord. Er starb im Alter von etwa 70 Jahren.
Senecas Schriften hatten einen großen Einfluss auf spätere Denker und Schriftsteller. Seine philosophischen Werke, darunter insbesondere die „Briefe an Lucilius“ und „Vom glückseligen Leben“, werden bis heute gelesen und studiert. Senecas Betonung der Selbstbeherrschung, der Gelassenheit inmitten von Widrigkeiten und des ethischen Lebens bleibt eine bedeutende Quelle der Inspiration und Weisheit für viele Menschen.
Epiktet
Epiktet (* um 50 n. Chr. in Hierapolis, Phrygien, im heutigen Pamukkale, Türkei; † um 135 n. Chr.) war ein bedeutender antiker griechischer Philosoph, der als führender Vertreter des Stoizismus bekannt ist. Er war Sklave, wurde aber später freigelassen und gründete eine eigene Philosophenschule, die sich auf die Lehren des Stoizismus konzentrierte.
Epiktet wurde als Sklave in Hierapolis geboren und gehörte einem reichen römischen Mann namens Epaphroditos. Dieser erkannte das intellektuelle Potenzial von Epiktet und ermöglichte ihm eine Ausbildung in der Philosophie, die in der damaligen Zeit als ein bedeutender Bildungszweig galt. Später wurde Epiktet freigelassen und widmete sich ganz dem Studium und der Verbreitung der stoischen Philosophie.
Er trat der stoischen Schule des Philosophen Musonius Rufus bei und wurde sein Schüler. Musonius Rufus und Epiktet betonten beide die praktische Anwendung der stoischen Lehren im täglichen Leben und die Bedeutung der Tugend als Weg zum Glück. Sie lehrten, dass wahres Glück und Seelenfrieden nur durch die Kontrolle unserer Reaktionen auf äußere Umstände erreicht werden könnten.
Epiktet verbrachte den größten Teil seines Lebens in Rom und lehrte dort Stoizismus. Seine Lehren waren bekannt für ihre Klarheit und wurden oft in Form von Gesprächen und Diskussionen mit seinen Schülern präsentiert. Es wird berichtet, dass er selbst keine schriftlichen Werke hinterlassen habe, aber seine Schüler, insbesondere Arrian, ein Schüler und Biograph von Epiktet, verfassten Aufzeichnungen über seine Lehren.
Eines der berühmtesten Werke, die auf den Lehren von Epiktet basieren, ist das „Handbuch“ (oder auch „Handbüchlein der Moral“). Es ist ein kurzes, aber einflussreiches Buch, das praktische Anleitungen gibt, wie man ein tugendhaftes und glückliches Leben führen kann. Das „Handbuch“ betont die Unterscheidung zwischen Dingen, die in unserer Kontrolle liegen und solchen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, ähnlich wie es bei anderen Stoikern der Fall war.
Epiktet unterrichtete eine Vielzahl von Menschen, darunter auch Römer aus hohen sozialen Schichten. Seine Lehren und die von seinen Schülern verfassten Texte hatten einen erheblichen Einfluss auf die spätere stoische Philosophie und hatten auch eine nachhaltige Wirkung auf viele Generationen von Denkern und Philosophen.
Obwohl Epiktet selbst keine schriftlichen Werke verfasste, bleiben seine Lehren und die Aufzeichnungen seiner Schüler bis heute ein sehr wichtiger Teil der stoischen Philosophie, der weiterhin von Menschen auf der Suche nach Weisheit und Gelassenheit geschätzt und studiert werden.
Was sind die vier Tugenden des Stoizismus?
Die vier stoischen Tugenden sind grundlegende ethische Prinzipien, die in der stoischen Philosophie eine zentrale Rolle spielen. Sie dienen als Leitlinien für ein tugendhaftes und erfülltes Leben. Sie werden Dir, wenn Du Dich mit Stoizismus beschäftigst, immer wieder begegnen. Die Stoiker betrachteten die vier Tugenden als Schlüssel zu einem Leben in Übereinstimmung mit der Natur und zur Erreichung von innerem Frieden und Gelassenheit.
Weisheit
Griechisch: sophia. Dies bezieht sich auf die Fähigkeit, die Natur der Welt zu verstehen, vernünftige Urteile zu fällen und die Wahrheit zu erkennen. Es geht darum, Dinge klar zu sehen und vernünftige Entscheidungen zu treffen.
Mut
Griechisch: andreia: Dies beinhaltet die innere Stärke, mit den Herausforderungen und Widrigkeiten des Lebens umzugehen und Ängste zu überwinden. Es geht darum, mutig zu sein – sowohl physisch als auch emotional.
Gerechtigkeit
Griechisch: dikaiosyne. Dies bezieht sich auf die Pflicht, anderen gegenüber fair und gerecht zu handeln. Es bedeutet, das Richtige zu tun, unabhängig von den eigenen Interessen sowie die Gesetze der Vernunft und der Gemeinschaft zu respektieren.
Mäßigung / Selbstbeherrschung
Griechisch: sophrosyne. Dies beinhaltet die Fähigkeit, Impulse und Begierden zu kontrollieren, um ein ausgewogenes und harmonisches Leben zu führen. Es geht darum, sich nicht von Leidenschaften und Verlangen beherrschen zu lassen, sondern in Einklang mit der Vernunft zu handeln.
Indem sie diese Tugenden kultivierten und in ihrem täglichen Leben praktizierten, glaubten die Stoiker, dass die Menschen ein glückliches und tugendhaftes Leben führen und eine tiefe innere Ruhe erreichen könnten – unabhängig von den äußeren Umständen.
Was sind die besten stoischen Bücher?
Aktuelle Bücher über den Stoizismus – und was ich von ihnen jeweils halte – findest Du hier. An dieser Stelle soll es um die drei Klassiker gehen – von Marcus Aurelius, Seneca und Epiktet.
„Selbstbetrachtungen“ von Marcus Aurelius
„Selbstbetrachtungen“ (oder auch „Meditations“) ist ein zeitloses philosophisches Werk, verfasst von dem römischen Kaiser und Stoiker Marcus Aurelius. In diesem beeindruckenden Buch teilt der Kaiser seine Gedanken und Reflexionen über das Leben, die Ethik und die Kunst der Selbstbeherrschung.
Marcus Aurelius erinnert uns daran, dass das Leben kurz ist und dass wir uns auf das Wesentliche konzentrieren sollten: unsere innere Haltung und Tugendhaftigkeit. Durch die stoische Philosophie ermutigt er uns, die Dinge, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, loszulassen und stattdessen unseren Geist zu kultivieren (und zu trainieren), um Gelassenheit und Frieden zu finden.
Er legt Wert darauf, dass Weisheit nicht nur aus Theorien oder abstrakten Ideen besteht, sondern in der bewussten Anwendung von moralischen Werten im täglichen Leben. Tapferkeit, Gerechtigkeit und Selbstbeherrschung sind die Schlüssel, um unseren Charakter zu formen und ein erfülltes Leben zu führen.
Marcus Aurelius erkennt auch die Vergänglichkeit der Dinge an und lehrt uns, unsere Existenz als Teil eines größeren Ganzen zu akzeptieren. Er ermutigt uns dazu, unsere Pflichten gegenüber anderen Menschen und der Gesellschaft mit Aufrichtigkeit und Empathie zu erfüllen.
Durch seine tiefgründigen Betrachtungen lädt uns Marcus Aurelius ein, unseren eigenen Geist zu erforschen, unsere Gedanken zu zügeln und uns mit den Grundlagen des Lebens und der menschlichen Natur zu versöhnen. Seine Worte dienen als zeitloser Leitfaden, um uns vor Augen zu führen, dass Glück und Erfüllung in uns selbst liegen und dass wahre Größe darin besteht, mit Weisheit und Tugend zu handeln, unabhängig von den äußeren Umständen.
Mit seinen „Selbstbetrachtungen“ hinterlässt uns Marcus Aurelius eine inspirierende Erinnerung daran, dass wir unser Leben in unserem eigenen Geist gestalten können und dass wir selbst in Zeiten der Herausforderung und Unsicherheit innere Ruhe und Ausgeglichenheit finden können. Dieses zeitlose Werk der stoischen Philosophie bleibt eine wertvolle Quelle der Weisheit und eine ermutigende Erinnerung, das Beste in uns selbst zu kultivieren.
* Guido Bellberg hat „Selbstbetrachtungen“ von Marcus Aurelius neu übersetzt und mit aktuellen Erklärungen versehen, die sich zum Einstieg sehr gut eignen. Das Buch ist hier erhältlich.
„Briefe an Lucilius“ von Seneca
Lucius Annaeus Seneca, oft einfach als Seneca bekannt, war ein bedeutender römischer Philosoph und Stoiker, der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte. Zu seinen bemerkenswertesten und einflussreichsten Werken gehören allen voran seine Briefe, die er an seinen Freund Lucilius verfasste. Diese Briefe sind nicht nur ein Fenster in Senecas Denken und Philosophie, sondern auch eine zeitlose Quelle der Lebensweisheit und Selbstreflexion für Generationen von Lesern.
Die Briefe des Seneca sind in einem persönlichen und zugänglichen Stil geschrieben. Sie decken eine Vielzahl von Themen ab, darunter Ethik, Moral, Glück, Tugend und die Kunst des Lebens. Obwohl sie vor fast zwei Jahrtausenden geschrieben wurden, bieten sie immer noch relevante Einsichten und Ratschläge für das moderne Leben.
Eines der zentralen Themen, das in Senecas Briefen immer wieder auftaucht, ist die Frage nach dem richtigen Umgang mit dem Leben und dem Tod. Er betont die Bedeutung, das Hier und Jetzt zu schätzen und im Einklang mit der Natur zu leben.
Seine stoische Philosophie lehrt uns, dass Glück nicht durch äußere Umstände bestimmt wird, sondern von unserer inneren Einstellung abhängt. Wir sollten uns auf das konzentrieren, was innerhalb unserer Kontrolle liegt und uns nicht von Dingen, die außerhalb unserer Macht stehen, entmutigen lassen.
Ein weiteres wichtiges Thema in Senecas Briefen ist die Bedeutung von Selbstbeherrschung und Tugendhaftigkeit. Er ermahnt uns, unsere Leidenschaften zu kontrollieren, materiellen Besitz nicht übermäßig anzuhäufen und uns von äußeren Begierden zu befreien. Stattdessen sollten wir Tugend und moralische Integrität anstreben, um ein erfülltes Leben zu führen.
Senecas Briefe sind auch eine Quelle praktischer Ratschläge für den Alltag. Er diskutiert Themen wie Zeitmanagement, Selbstdisziplin und den Wert der Freundschaft. Seine klugen Einsichten können uns helfen, ein ausgewogenes und sinnvolles Leben zu führen, das auf Vernunft und Tugend beruht.
Was die Briefe von Seneca besonders eindrücklich macht, ist ihre Menschlichkeit und Offenheit. Er zeigt seine eigenen Fehler und Schwächen und spricht über seine eigenen Kämpfe und Bemühungen, eine bessere Person zu werden. Diese Ehrlichkeit und Authentizität machen ihn für viele Leser sympathisch und nahbar.
In der heutigen hektischen und anspruchsvollen modernen Welt können Senecas Briefe eine Oase der Ruhe und Besonnenheit bieten. Sie laden uns ein, innezuhalten und über unsere eigenen Werte und Prioritäten nachzudenken. Indem sie uns dazu ermutigen, eine bewusste und ethische Lebensweise zu führen, können sie uns dabei unterstützen, ein erfülltes Leben zu führen.
Senecas Briefe sind eine zeitlose Quelle der Lebensweisheit und Reflexion. Sie bieten eine Fülle von Einsichten und Ratschlägen, die auch heute noch relevant und inspirierend sind. Senecas stoische Philosophie ermutigt uns, die Herausforderungen des Lebens mit Gelassenheit und Tugendhaftigkeit zu meistern und nach einem erfüllten Leben zu streben. Seine Worte bleiben ein Schatz der Weisheit, der uns dazu ermutigt, das Beste aus uns selbst zu machen und unser Leben auf sinnvolle Weise selbstbestimmt zu gestalten.
* Viel Seneca für wenig Geld bekommst Du mit dem Buch „Seneca. Das große Buch vom glücklichen Leben. Gesammelte Werke“ enthalten. Der Band umfasst 704 Seiten und ist hier erhältlich.
Senecas Gesamtwerk kann aber sehr erschlagen und abschrecken. Daher empfehle ich Einsteigern Senecas „Briefe an Lucilius“ sowie „Vom glücklichen Leben“. Das reicht vollkommen.
„Handbüchlein der Moral“ von Epiktet
Das bekannteste Werk Epiktets ist das „Handbuch der Moral“ (auch bekannt als „Enchiridion“), das eine prägnante und kraftvolle Anleitung zur Lebensführung bietet.
Das „Handbuch der Moral“ besteht aus kurzen Abschnitten, die praktische Lebensweisheiten vermitteln. Epiktet bringt seine stoische Philosophie auf den Punkt und zeigt, wie Menschen ein Leben der Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Tugend führen können. Obwohl das Werk vor fast 2.000 Jahren geschrieben wurde, sind seine Lehren auch heute noch von großer Bedeutung und Relevanz für die moderne Welt.
Ein zentrales Konzept, das Epiktets Handbuch zugrunde liegt, ist die Unterscheidung zwischen dem, was in unserer Kontrolle liegt und dem, was außerhalb unserer Kontrolle liegt. Er betont, dass wir keine Kontrolle über externe Umstände haben, wie etwa den Erfolg oder Misserfolg unserer Bemühungen oder die Meinung anderer über uns. Aber wir haben die Macht, unsere eigenen Einstellungen, Meinungen und Handlungen zu kontrollieren. Daher sollten wir uns darauf konzentrieren, unsere innere Haltung und unser Verhalten zu stärken, anstatt uns von äußeren Faktoren entmutigen zu lassen.
Epiktet ermutigt uns auch, die Macht der Wahl zu nutzen, um unser Leben bewusst zu gestalten. Wir können wählen, wie wir auf Ereignisse und Herausforderungen reagieren und unsere Reaktionen können unser Wohlbefinden und unsere innere Ruhe beeinflussen. Indem wir unsere Wahrnehmung und Bewertung von Ereignissen aktiv ändern, können wir negative Emotionen abbauen und uns auf positive und konstruktive Weise ausrichten.
Ein weiteres wichtiges Thema, das Epiktet anspricht, ist die Bedeutung der Selbstbeherrschung und die Überwindung von Begierden und Leidenschaften. Er mahnt uns, unsere Verlangen zu kontrollieren und uns nicht von äußeren Reizen und Vergnügungen beherrschen zu lassen. Indem wir uns auf das Wesentliche konzentrieren und auf unnötigen Luxus verzichten, können wir ein einfaches und (deshalb) erfülltes Leben führen.
Epiktet weist auch darauf hin, dass äußere Umstände nicht das eigentliche Problem sind, sondern wie wir sie bewerten und darauf reagieren. Wenn wir unsere Einstellungen und Werte verändern, können wir auch unsere Sichtweise auf die Welt verändern und mit mehr Gelassenheit und Ruhe durch das Leben gehen.
Das „Handbuch der Moral“ von Epiktet ist eine zeitlose Anleitung zur Lebensführung. Es erinnert uns daran, dass wir die Wahl haben, wie wir unser Leben gestalten und wie wir auf die Herausforderungen des Lebens reagieren. Indem wir uns auf das konzentrieren, was in unserer Kontrolle liegt, können wir ein Leben der Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Tugend führen. Epiktets Weisheiten sind auch heute noch relevant und bieten eine inspirierende Quelle der Orientierung für Menschen auf der Suche nach einem erfüllten und sinnvollen Leben.
* Zu empfehlen ist die Ausgabe „Epiktets Handbüchlein der Moral“ vom Diogenes Verlag, die es hier gibt sowie die Ausgabe vom Kröner Verlag, die ich selbst nutze und hier erhältlich ist.
Welche neueren Bücher über Stoizismus sind lesenswert?
Es gibt regelmäßig Neuveröffentlichungen. Schau doch mal in meine Stoizismus-Leseliste, die ich ständig aktualisiere. Da findest Du bestimmt etwas, das Dich anspricht. Einfach hier klicken.
Und schreib mir bitte eine Mail an info@stoizismus-heute.net, falls ich dort ein wichtiges Buch vergessen habe.
Wie werde ich Stoiker?
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Eins: Die Dichotomie der Kontrolle
Klingt reichlich sperrig, ist es aber nicht. Unter der Dichotomie der Kontrolle im Stoizismus verstehen wir die Fähigkeiten zwischen denjenigen Dingen, die unter unserer Kontrolle liegen, und denjenigen Dingen, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, zu unterscheiden. Immer sollte, ja muss dabei unser Augenmerk ausschließlich auf denjenigen Dingen liegen, die wir kontrollieren können. Zugleich sollte es unser Ziel sein, diejenigen Dinge zu akzeptieren, auf die wir keinen Einfluss haben. Dies hilft uns, innere Ruhe und Zufriedenheit zu finden. Frage Dich also immer: Kann ich das wirklich kontrollieren? Wenn ja, dann kümmere Dich darum. Wenn nein, dann sorge Dich deshalb nicht.
Vor allem auf äußere Umstände – dazu zählt auch und insbesondere das Verhalten anderer Menschen – hast Du keinen Einfluss. Also widme ihnen keine Aufmerksamkeit.
Zwei: Das Tagebuch
Eine geschlossene und in sich bündige Theorie bildet der Stoizismus nicht, auch wenn seine Einzelteile ein großes Ganzes ergeben. Es genügt, durch die Texte von Seneca, Marcus Aurelius und Epiktet zu blättern, um zu erkennen, dass es sich nicht um geschlossene Abhandlungen handelt, sondern leicht daherkommen. Sie bestehen aus kurzen Absätzen, losen Ideen, Gedanken, Assoziationen, einzelne Beobachtungen und Skizzen, die sich wunderbar lesen lassen, aber ab und zu sich auch mal zu widersprechen scheinen. Jedenfalls, sie lassen sich lesen wie Tagebucheinträge.
Das Tagebuch ist das stoische Werkzeug schlechthin, das Philosophie und Alltag miteinander verbindet.
Du reflektierst beim täglichen Schreiben Deine Gedanken, gleichst ab, was Du erlebt und getan hast einerseits und prüfst, inwiefern dies im Einklang steht mit Deinen stoischen Überzeugungen andererseits. Ein stoisches Leben führen zu wollen, ist ein fortwährender lebenslanger Prozess, der praktisch eingeübt werden muss. Es genügt nicht, die stoischen Grundüberzeugungen einmal gehört und verstanden zu haben. Man muss sie leben. Im Tagebuchschreiben findet dies seinen Ausdruck.
Das Schreiben als tägliches Ritual erfordert Fleiß und Disziplin, die nur die wenigsten über Jahre hinweg aufzubringen vermögen. Insofern ist dies – bereits ganz unabhängig ob eine Zeile oder zehn Seiten pro Tag – eine stoische Übung, die Dich stärkt.
Drei: Das Unbequeme trainieren
Es geht bei dieser Übung darum, seine Komfortzone zu verlassen – und zwar gezielt und regelmäßig. Ohnehin überzeugt davon, dass es nicht viel Materielles braucht, um ein reiches Leben zu führen, übten sich Stoiker darin, Ängsten und Fürchten bewusst entgegenzutreten.
So schlug Seneca vor, der als politischer Berater des Kaisers Nero ein reicher Mann war, dass wir jeden Monat eine bestimmte Anzahl von Tagen in Armut leben sollten. Wenig Essen, schlechteste Kleidung, karges Wohnen. Nicht als Vorstellung, sondern ganz praktisch.
„Feuer testet Gold. Widrigkeiten testen den Menschen.“
Seneca
Dahinter steht die Überzeugung, dass Angst und Furcht – die jedem Mensch, natürlich auch Stoiker, im Laufe des Lebens zusetzen – in dem Moment ihre Kraft über Dich verlieren, in dem ihre Folgen als bekannt und als bereits (erfolgreich) durchlebt verbucht werden können.
Erfahrungen im Kleinen, mit vermeintlich negativen Ereignissen und Härten umgehen zu können, stärken Dich, falls es zum Ernstfall kommen sollte. Unwissenheit und Untätigkeit hemmen hingegen und sorgen für Verlustängste. Träger Wohlstand und bräsige Zufriedenheit schüren sie überdies, weil man fürchtet, etwas verlieren zu können.
„Was im Weg steht, wird zum Weg.“
Marcus Aurelius
Daher: Trainiere regelmäßig das für Dich Unbequeme, um Stärke zu entwickeln – auch wenn es „nur“ die kalte Dusche am Morgen ist.
Vier: Schule Deine Wahrnehmung
Für Stoiker gibt es weder Gutes noch Schlechtes. Alles, was Dir widerfährt, ist zunächst gleichermaßen neutral. Erst die Beurteilung von Dir oder von anderen sorgt dafür, dass die Dinge gut oder schlecht werden. Urteil auf der Grundlage von Wahrnehmungen. Stoiker sind davon überzeugt: Alles ist Wahrnehmung. Und die eigenen Wahrnehmungen lassen sich kontrollieren.
„Entscheide Dich, nicht verletzt zu sein und Du wirst Dich nicht verletzt fühlen. Fühle Dich nicht verletzt und Du wurdest es nicht.“
Marcus Aurelius
Du kannst selbst entscheiden, ob Du Dich beispielsweise über Kollegen, die ihre Arbeit in Deinen Augen nicht richtig machen, aufregst oder ob Du es als Chance siehst, Deine Geduld zu schulen, Deine Kommunikation ihm gegenüber anzupassen und als persönliche Chance begreifst, etwas für Dich zu lernen.
„Ändere Deine Ansichten und Du hörst auf, Dich zu beklagen.“
Marcus Aurelius
Auf diese Weise kannst Du jedes Ärgernis, jedes Unglück, jede gefühlte Ungerechtigkeit in ihre Gegenteil verkehren und hinzulernen. Du eignest Dir neue Tugenden gerade weil Du Widerständen begegnest, indem Du Deine Wahrnehmung änderst. Alles wird zu Chancen, alles führt zu Gelegenheiten, besser zu werden.
„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern unsere Vorstellung und Meinungen davon.“
Epiktet
Fünf: Denke daran – alles ist vergänglich
Vergangenheit und Zukunft spielen im Stoizismus kaum eine Rolle. Sie lassen sich eben nicht kontrollieren, sind entweder schon vergangen oder liegen noch vor uns. Die Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen und zu gestalten sind entweder gar nicht (Vergangenheit) oder nur sehr begrenzt vorhanden (Zukunft). Was zählt, ist das Hier und Jetzt, die Gegenwart.
„Mach Dir ein Geschenk: den gegenwärtigen Augenblick.“
Marcus Aurelius
Die Gegenwart können wir beeinflussen, wir „besitzen“ sie. Alles andere ist vergänglich. Freude, Ärger, Wut, Liebe, Trauer, Sorge, Schmerz, Amüsement – alles zieht auf und ab, zieht an uns vorbei. Nichts bleibt, außer der Moment im Hier und Jetzt.
Sei bescheiden, ehrlich und bewusst. Das ist etwas, das du jeden einzelnen Tag deines Lebens haben kannst.
„Bald wird alles vergessen sein, bald auch Du.“
Marcus Aurelius
Sechs: Nutze die Vogelperspektive
Wer Abstand nimmt, sieht die Dinge oft genauer. Erst von oben wird das große Ganze sichtbar. Sich von der engen Perspektive zu lösen, die meistens das Klein-Klein unseres Alltags bestimmt, ist essentiell, um Zusammenhänge zu erkennen. Davon sind die Stoiker überzeugt.
Die Angelegenheiten, die uns Sorgen bereiten, erscheinen von oben winzig oder verschwinden komplett. Es braucht Übung, um regelmäßig diese Distanz zu den eigenen Gedanken und Gefühlen herzustellen, um solche Neubewertungen vornehmen zu können. Meditationsübungen sind dafür ideal.
Auf scheinbar paradoxe Weise stellt diese Distanz Nähe zu unseren Mitmenschen mehr. Wir werden milder in unseren Ansichten. Wir sehen durch den Perspektivwechsel die Verbundenheit, Mensch, Natur und Umwelt im Einklang. Die persönlichen Befindlichkeiten geraten aus dem Fokus.
Sieben: Memento Mori
Gedanken über den Tod sind in unserer modernen Welt fast ausschließlich negativ besetzt. Abschiednehmen, Schmerz und Leid kommen zuerst in den Sinn, weshalb man Gedanken über den Tod lieber vermeidet. Allerdings steckt eine große Kraft in der Erinnerung an die menschliche Sterblichkeit.
„Du könntest auf der Stelle sterben. Lass diesen Gedanken Dein Tun, Deine Worte und Dein Denken leiten.“
Marcus Aurelius
Stoiker gewinnen aus dem Gedanken an die Sterblichkeit Antrieb und Motivation, das bestmögliche Leben in der Gegenwart zu gestalten. Denn alles könnte schnell vorbei sein. Wer ein gutes, volles, reiches Leben geführt habe, brauche den Tod nicht zu fürchten. Fürchten würden ihn nur diejenigen, die nicht richtig zu leben verstanden hätten.
Wir alle sterben. Mit jedem Tag, an dem wir aufwachen, rückt der Tod exakt einen Tag näher an uns heran. Der Tod ist bereits präsent in unserem. Ohne das Leben gibt es keinen Tod (und andersherum).
Insofern nutze die Stärke des Memento Mori. Wir wissen, dass wir (bald) sterben, also verhalten wir uns entsprechend.
Acht: Premeditatio Malorum
Stoizismus ist eine angewandte Philosophie, keine theoretische. Eine Philosophie, die sich im und am Leben entwickelt und geprüft (hat). Den Stoikern ist deshalb klar, dass das Leben Härten bereithält, Krisen, Ungerechtigkeiten und Boshaftigkeiten. Schon allein deshalb, weil der Mensch nicht per se gut ist, sondern Schwächen hat. Das ist vor über 2000 Jahren nicht anders gewesen als heute.
Eine Übung, sich auf die unvermeidlichen Rückschläge des Lebens vorzubereiten, ist die Premeditatio Malorum, das Durchdenken von etwaigen Hindernissen und Widerständen, die negative Visualisierung.
Sich vorzustellen, was schiefgehen kann, stärkt, nimmt Ängste und sorgt für die richtige Vorbereitung. Für jedes Ereignis gewappnet zu sein, lautet das Ziel, planvoll im Guten wie im Schlechten.
Neun: Amor Fati
Stoiker empfehlen nicht nur, das Schicksal hinzunehmen und zu akzeptieren, nein, sie streben an, das Schicksal sogar herzlich in Empfang zu nehmen, es zu lieben. Liebe das Notwendige. Liebe das Schicksal. Das ist es, was Amor Fati besagt.
Dahinter steht die Überzeugung, immer und aus jeder Situation das Beste machen zu wollen. Akzeptanz und Aktivität, nicht aber Vermeidung und Passivität sollen uns leiten – unabhängig davon, wie schwierig die Situation auch sein mag.
„Ein loderndes Feuer macht aus allem, was hineingeworfen wird, Flamme und Glanz.“
Marcus Aurelius
Die Dinge annehmen, wie sie sind, sie zu lieben, um dadurch besser zu werden, sich als Mensch weiter zu entwickeln, das ist mit Amor Fati verbunden. Wer dieses Feuer in sich einmal entzündet hat, ist trotzt nicht nur den Widerständen. Vielmehr nutzt er sie für sich, um zu glänzen.
Was sind die besten stoischen Zitate?
Mut, Glück, Gelassenheit, Gerechtigkeit etc. – Du findest zu fast allen Themen passenden Stoizismus-Zitate hier.
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In welchen Bereichen hilft Dir Stoizismus?
Stoizismus hilft – wie oben beschrieben – ganzheitlich. Allerdings drängen sich aktuell einige Bereiche des modernen Lebens auf, in denen sich die alten Weisheiten heutzutage ganz besonders gut eignen, um angewendet zu werden. Hierzu fünf Beispiele.
Stoizismus im Beruf für Führungskräfte
Wo erleben wir mehr Widrigkeiten als im Beruf. Aus stoischer Sicht bedeutet das: Der Arbeitsplatz ist ein idealer Ort, um seine stoische Lebensweise einzuüben und weiterzuentwickeln.
Das gilt vor allem im Umgang mit den Kollegen, insbesondere wenn Du selbst Chef bist und beruflich Führungsverantwortung trägst. Als Führungskraft kannst Du vom Stoizismus maximal profitieren.
Eine Gruppe zu führen, Ziele gemeinsam zu erreichen, Entscheidungen zu treffen – auch gegen Widerstände – für all diese Aufgaben erscheint der Stoizismus der Stoizismus wie gemacht.
Stoizismus im Sport und Leistungssport
Die alten Griechen und Römer liebten den Wettkampf. Die Stoiker benutzten nicht nur Sprachbilder vom Ringen und Jagen, sondern bewegten sich selbst, um sich zu stärken, abzuhärten, gesund zu bleiben und sich miteinander im Wettstreit zu messen. Denken und das Sich-bewegen gehörten für sie zusammen.
Insofern verwundert es nicht, dass auch heute Stoizismus im Leistungssport eine große Rolle spielen kann. Insbesondere in der Sportpsychologie und im mentalen Training helfen stoische Gedanken. Viele renommierte Profi-Sportler wie beispielsweise der Basketballer Chris Bosh bauten das geistige Training durch den Stoizismus in ihren Sportleralltag ein, um Mut und Kraft zu fassen, um das Maximum ihrer Leistungsfähigkeit zu erreichen, besser mit Druck und Stress umzugehen zu lernen oder Niederlagen schneller und besser zu verarbeiten.
Stoizismus in Beziehungen und Partnerschaften
Auch wenn die alten Stoiker gewiss keine Datingcoaches gewesen sind, lassen sich aus ihren klaren Haltungen und Überzeugungen auch Erkenntnisse fürs romantische Miteinander gewinnen, und es lässt sich davon profitieren.
Stoiker sind alles andere als kaltherzig. Das Miteinander hat für sie höchste Priorität. Die Gemeinschaft und die Verbundenheit mit anderen zeichnen für Stoiker überhaupt erst das Menschliche aus. Insofern sehen sie in der Liebe das Ursprüngliche und Reine, etwas Erstrebenswertes.
Nun entwickeln sich Liebesbeziehungen dynamisch. Über die Zeit verändern sich die Partner und damit auch die Partnerschaften. Stoizismus dient als Kompass für das Miteinander – auch und gerade in schwierigen Zeiten. Respekt und Zuneigung – ohne die individuelle Freiheit des einzelnen aus den Augen zu verlieren – kennzeichnet eine stoisch gelebte Beziehung.
Stoizismus bei der Erziehung von Kindern
Familien sind in unserer sozialen Welt ganz besondere Orte. Wenn Kinder geboren werden, wandelt sich das Leben der Mütter und Väter oftmals auf einen Schlag. Die Eltern sind in der Rolle, Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen, sie zu erziehen. Die Kinder suchen ihrerseits bei ihren Eltern nach Orientierung und fordern diese ein – zunächst um sich im Kreis der Familie zurechtzufinden und in ihrer näheren Umgebung, schlussendlich auch in der Gesellschaft insgesamt.
Um die vielen Hindernisse des Heranwachsens zu meistern, bedarf es stoischer Leitplanken, die die Eltern vorleben und die den Kindern Sicherheit, Richtung und Halt vermitteln. Zugleich fordern Kindheit und Jugend der Kinder ihren Eltern einiges ab. Dadurch können die Väter und Mütter ihre eigenen stoischen Überzeugungen prüfen und stärken.
Stoizismus in Zeiten von Krisen
Wer einen Schicksalsschlag zu verkraften hat, ist oftmals auf der Suche nach Hilfe. Wer einen geliebten Angehörigen verloren hat, eine schmerzhaft Trennung durchlebt, die Scheidung der Ehe, eine Krankheit ertragen musste oder die Kündigung zu verkraften hat, sucht Halt, die der Stoizismus bieten kann.
Stoizismus bietet Neuorientierung nach und während Krisen. Er bietet Sicherheit, wenn das Leben um einen herum aus den Fugen geraten erscheint und ist gerade deshalb für viele Menschen attraktiv.
Kritik am Stoizismus
Der Stoizismus wird regelmäßig kritisiert. Meistens richtet sich die Stoizismus-Kritik gegen die Stoiker selbst. Stoiker wären emotionslos, gleichgültig und passiv, heißt dann beispielsweise. Nicht selten wird ihnen Egoismus vorgeworfen. Stoiker brächten sich nicht oder zu wenig in die Gemeinschaft ein.
Manchmal äußern Kritiker, dass es sich beim Stoizismus gar nicht um eine Philosophie handele, sondern nur um lose Sinnsprüche.
Das alles ist Unsinn und entbehrt jeder Grundlage. Solchen und ähnlichen Abwertungen und Diffamierung liegen meist andere Interessen zugrunde. Wenn etwas Argumentationshilfe suchst, lies am besten dazu meinen Artikel „Stoizismus-Kritik: 7 große Mythen einfach entlarvt“.
Quellen und Hinweise
Werden nach und nach ergänzt.
Bildnachweise:
Bild 1 Marcus Aurelius von edoardo taloni auf Pixabay
Bild 2 Seneca von Michal Renčo auf Pixabay
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