
So profitierst Du vom stoischen Schreiben – wissenschaftlich bewiesen
Du denkst, du kannst nicht schreiben?
Du glaubst, du hast keine Zeit zum Tagebuch schreiben?
Du meinst, ein Tagebuch zu führen bringt nichts?
Du weißt nicht, was du schreiben sollst?
Oder du denkst, in deinem Leben passiert einfach zu wenig, was sich zu schreiben lohnt?
Lass Dir sagen:
Alles Unsinn, falsch oder einfach nur müde Ausreden.
Ich verrate dir 7 Gründe, weshalb dich das Schreiben eines Tagebuches als Mensch auf deinem Weg immer bereichert, egal wer du bist, egal woher du kommst und egal wie deine Herausforderungen aktuell lauten.
Und am Ende erzähle ich dir, wie wirklich jedem der perfekte Start gelingt.⬇️
Warum Stoizismus und Tagebuchschreiben zusammengehören
Stoizismus und das Schreiben eines Tagebuches gehören (für mich) zusammen.
Das eine erscheint ohne das andere für mich praktisch undenkbar – und das aus zwei Gründen.
Erstens:
Die Stoiker selbst empfehlen es:
Epiktet sagt, jeden Tag und jede Nacht halte Gedanken bereit, schreibe sie auf, trage sie laut vor und rede mit dir selbst und anderen darüber. Und Seneca empfiehlt uns, abends zu schreiben und den Tag Revue passieren zu lassen.
Zweitens:
Die Stoiker praktizierten es selbst:
Die „Selbstbetrachtungen“ von Marcus Aurelius, die er am Ende seines Lebens verfasst hat, sind letztlich eine tagebuchähnliche Rückschau – kurze Gedanken, kleine Erinnerungen, wenige Sätze.
Wir sehen: kluge Bücher zu lesen oder gute Podcasts zu hören, reicht nicht, wenn sie auch noch so inspirierende Weisheiten enthalten.
Denn es ist so:
👉 Alle Weisheiten sind wertlos, wenn sie nicht praktisch angewandt werden.
Die stoischen Weisheiten müssen nicht nur angewandt werden, sie müssen langfristig beobachtet, kontrolliert und gegebenenfalls angepasst werden.
Epiktet sagt:
„Dies sind die Dinge, über die Philosophen jeden Tag reflektieren, nachdenken und schreiben müssen.“
Denn Stoizismus ist eine Praxis, die man wiederholen muss.
Und hier sind wir wieder beim Tagebuchschreiben als wichtigstes Werkzeug, um Stoizismus zu praktizieren, damit Du die Ergebnisse bekommst, die du dir wünschst: stoische Gelassenheit und mehr innere Ruhe.
Was die Wissenschaft sagt
Die Effekte sind wissenschaftlich bewiesen.
Der Psychologe Matthew Lieberman von der University of California hat in einer Studie gezeigt, dass das Schreiben eines Tagebuches wirkt.
Gehirnscans von Freiwilligen zeigten, dass das Niederschreiben von Gefühlen die Aktivität in einem Teil des Gehirns, der Amygdala, reduziert. Die Amygdala ist für die Kontrolle der Intensität unserer Emotionen verantwortlich.
Bedeutet:
Wer seine Emotionen in ein Tagebuch schreibt, dimmt die Intensität seiner Emotionen.
Der Forscher sagt in einem Interview:
„Schreiben scheint dem Gehirn zu helfen, Emotionen unabsichtlich zu regulieren. Egal ob man Dinge in ein Tagebuch schreibt, schlechte Gedichte verfasst oder Liedtexte erfindet, die niemals im Radio gespielt werden sollten – es scheint den Menschen emotional zu helfen.“
Interessanterweise fand die Studie auch heraus, dass:
- Männer noch mehr als Frauen davon profitierten, über ihre Gefühle zu schreiben.
- Handschriftliches Schreiben einen größeren Effekt hatte als das Tippen.
- Abstraktes Schreiben über die eigenen Emotionen beruhigender wirkte als die Emotionen in lebhafter Sprache zu beschreiben.
Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigen komplett das, was ich auf meinem Weg des Schreibens erfahren habe.
Vorher sporadisch, schreibe ich mittlerweile seit acht Jahren ausnahmslos jeden Tag.
Und wenn mich nichts daran hindert, werde ich das bis zu meinem letzten Tag tun – eine lieb gewonnene Routine und ein fester Anker.⚓
7 Wege, wie Du vom stoischen Tagebuch schreiben profitierst
Die Vorteile eines stoischen Tagebuches sind immens, und sie reichen über das, was in der Studie gesagt wird, bei weitem hinaus.
Auf siebenfache Weise profitierst Du vom stoischen Tagebuchschreiben:
1. Du gewinnst Achtsamkeit und Selbstreflexion
So ein Tagebuch zwingt dich zum regelmäßigen Nachdenken über dich und deine Situation, weil du dir irgendetwas schreiben musst.
Du kommst automatisch in die Selbstreflexion.
Das ermöglicht es dir, dich bewusster mit deinen eigenen Vorstellungen, Mustern und Reaktionen auf unterschiedliche Erlebnisse auseinanderzusetzen.
Dass du schreibst, führt dir buchstäblich vor Augen, dass du bist, dass du existierst, dass deine Gefühle existieren.
2. Du regulierst deine Emotionen
Und das passiert durch die Kraft des Niederschreibens.
Ich meine das hier vollkommen wortwörtlich:
Du schreibst etwas nieder.
Du schreibst es nach unten.
Du schreibst es weg von dir, du schreibst es aus dir heraus.
Und genau das wollen wir ja.
Wir wollen uns nicht von unseren Emotionen beherrschen lassen, sondern eine Distanz zu ihnen herstellen, um dann die für uns bestmögliche Perspektive entwickeln zu können, um dann wiederum über unser Handeln und Verhalten entscheiden zu können.
Das Niederschreiben tut genau das.
Es ist die Verbindung von Körper und Geist, die den Unterschied macht.
Deine Gedanken fließen aus deinem Kopf durch deinen Arm auf das Papier. Erst dann ist es niedergeschrieben.
Und insofern würde auch ich immer die eigene Handschrift der Tastatur vorziehen.
3. Du übst Dankbarkeit
Marcus Aurelius sagt:
„Du könntest heute sterben, lass das bestimmen, was du tust und sagst und denkst.“
Das wertschätzen, was du hast, anstatt dich auf das zu konzentrieren, was du nicht hast – genau dafür kannst du dein stoisches Tagebuch nutzen.
4. Du misst deinen Fortschritt
Eigentlich ist so ein Tagebuch langweilig, wenn man es genau nimmt:
Tag für Tag. Jeden Tag ein Eintrag.
Datum und dann etwas Text darunter, der dir vielleicht dröge und lapidar vorkommt, weil er nur Alltägliches enthält.
Das war’s. Mehr ist es nicht.
Aber das stimmt so nicht.
Das stoische Tagebuch ist ein Langzeitwerk.
Einzelne Beiträge gewinnen ihre Bedeutung über die Zeit. Zwei Tagebucheinträge – das ist dann schon genug Stoff, um ein paar Entwicklungen nachverfolgen zu können, wenn man das möchte.
Zum Beispiel:
- Welchen Fortschritt habe ich gemacht?
- Was ist mir wichtig gewesen und warum?
- Habe ich nach meinen Prinzipien gedacht und gehandelt?
Dein Tagebuch kann dein eigenes stoisches Prüfverfahren sein, mit dem du deine Überzeugung testest und festigst.
Deine persönliche Entwicklungsstory.
5. Du visualisierst und bist dadurch besser vorbereitet
Wir wollen das Was-wäre-wenn-Gehampel nicht in unseren Köpfen.
Also schreiben wir es nieder und nutzen es auf diese Weise.
Nutzen insofern, als dass du dir klarmachen kannst, welche Situationen auf dich zukommen könnten und bestimmen kannst, wie du dich dann verhalten würdest, indem du dich auf das konzentrierst, was du selbst beeinflussen kannst.
6. Du schulst deine Selbstdisziplin
Einmal Klartext und frei heraus:
Wenn wir es nicht schaffen, einen einzigen Satz pro Tag auf ein Stück Papier zu schreiben, wie möchten wir dann ernsthaft die Herausforderungen im Leben da draußen meistern?
Marcus Aurelius sagt:
„Kämpfe darum, die Person zu sein, die die Philosophie aus Dir machen wollte“
Das heißt für mich:
Ohne Anstrengung geht es nicht.
Und ein Tagebucheintrag am Tag ist eine extrem geringe Anstrengung.
Es mag Gründe dafür geben, weshalb du dich gegen ein Tagebuch entscheidest: Am Aufwand kann es jedenfalls nicht liegen.
Wenn wir diese einfache Sache, täglich etwas zu schreiben, nicht hinbekommen, obwohl wir es uns wünschen, haben wir dann genug Selbstdisziplin für die schwierigen Fragen und die großen Herausforderungen im Leben?
Natürlich hat man nicht jeden Tag gleichermaßen Lust und Freude am Schreiben, das ist vollkommen klar.
Aber mit jedem Eintrag, den du trotz deiner Unlust verfasst, beweist du, dass nicht einzelne Launen dein Tun bestimmen, sondern langfristige Überzeugung, das Richtige zu tun.
Du schulst deine Selbstdisziplin.
Denn:
Wer jeden Tag konsequent schreibt, der kann vielleicht auch…
- jeden Tag Sport machen
- jeden Tag meditieren
- jeden Tag freundlich sein
- jeden Tag Nein sagen
- jeden Tag Zeit mit seinen Kindern verbringen
- jeden Tag seine Oma anrufen
- jeden Tag einen Spaziergang unternehmen
- jeden Tag – egal was und was auch immer du dir aktuell für dich und in deinem Leben wünschst.
7. Du hinterlässt etwas
Ja, du schreibst das Tagebuch für dich selbst, für deine Entwicklung und niemand muss es sehen oder lesen. Das ist deine Entscheidung und das ist absolut okay.
Für mich ist es im zunehmenden Alter und mit eigenen Kindern immer wichtiger geworden, auch etwas zu hinterlassen.
Mir gefällt der Gedanke, dass Nachfahren von mir in 300 Jahren meine Tagebücher in der Hand halten könnten.
Ich werde dann lange gestorben sein, aber von mir ist nach wie vor etwas da, das bleibt, mit allen Fehlern, Unzulänglichkeiten und Schwächen.
Das Tagebuch ist also auch eine sehr gute Möglichkeit in einer Gesellschaft und in Familienstrukturen, die immer brüchiger werden, generationenübergreifend Verbindungen herzustellen.
Dieses Geschenk möchte ich meinen Kindern, Enkeln und Großenkeln usw. gerne machen.
Ich wünschte, die Generation vor mir hätten dasselbe für mich getan.
Wie du sofort in die Umsetzung kommst
Ach so, ich hatte dir versprochen zu sagen, wie man am besten startet, wie du sofort in die Umsetzung kommst.
Und das ist denkbar einfach:
👉 Schreib ein Wort.
Ich meine es vollkommen ernst.
Datum und darunter ein Wort.
Egal was.
Es kommt am Anfang nicht darauf an, was du schreibst, sondern dass du schreibst.
Halt das mal ein paar Wochen oder ein paar Monate durch und du wirst sehen, dass du automatisch mehr schreiben wirst.
Irgendwann wirst du so lange geschrieben haben, dass du dir keinen verpassten Tag mehr leisten willst.
Dann ist das stoische Tagebuch schreiben zur Routine geworden. 🙏
Bild von Karolina Grabowska auf Pixabay
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